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Erntebericht 2012: Deutsche Getreideernte besser
ausgefallen als erwartet
Pressemitteilung
Nr. 237 vom 31.08.12 des Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Die
deutsche Getreideernte ist in diesem Jahr besser ausgefallen als erwartet - vor
dem Hintergrund der derzeit weltweit angespannten Marktlage ist dies eine gute
Nachricht. Die weltweite Versorgungslage bei Mais bleibt aber nach der dürrebedingt
kleineren Ernte in den USA weiterhin angespannt. Bei Weizen ist die
Marktversorgung zwar besser, jedoch kann auch hier die globale Erzeugung mit dem
Verbrauch im laufenden Wirtschaftsjahr nicht Schritt halten. Die
Preisnotierungen am Weltmarkt sind daher für Weizen und insbesondere für Mais
seit Anfang Juni deutlich gestiegen. Das
Bundeslandwirtschaftsministerium beobachtet die Lage auf den nationalen und
internationalen Märkten weiterhin intensiv. "Wir verfolgen die Entwicklung
sehr genau und stehen in engem Kontakt mit unseren Partnerländern und den
internationalen Organisationen. Weil Preissteigerungen besonders die Menschen in
den ärmsten Ländern der Welt treffen, erfordert die aktuelle Situation höchste
Wachsamkeit", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am Rande
einer Reise zu politischen Gesprächen nach Brasilien und Argentinien, deren
Agrarexporte einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung der Welternährung leisten.
Aigner betonte im Rahmen ihrer politischen Gespräche, angesichts der
angespannten Lage auf den internationalen Märkten sei es wichtig, "dass
sich die weltweit wichtigsten Agrarexportländer in ihrem Handeln weiterhin so
eng wie möglich abstimmen". Nachfolgend die wichtigsten
Daten und Fakten zur Erntebilanz in Deutschland: Getreide Die
deutsche Getreideernte wird – einschließlich Körnermais – insgesamt rund
44,7 Millionen Tonnen erreichen. Das Ergebnis von 2011 wird damit um 6,7 Prozent
übertroffen. Das langjährige Mittel (2006 bis 2011: 45,7 Millionen Tonnen)
wird somit nur knapp verfehlt. Dies ist das vorläufige Ergebnis der Besonderen
Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) auf der Basis von repräsentativen
Ertragsmessungen. Im
Verlaufe des Winters kam es durch Kahlfröste zu schweren Auswinterungsschäden.
So mussten bundesweit rund zwölf Prozent der Winterweizenflächen und dreizehn
Prozent der Wintergersteflächen umgebrochen und neu bestellt werden. Die
Erntefläche der Wintersaaten, die ein höheres Ertragspotenzial besitzen als
Sommergetreide, fiel damit geringer als in den Vorjahren aus. Insgesamt wurden
auf etwa 6,52 Millionen Hektar Getreide zur Körnergewinnung angebaut. Dies
entspricht nahezu dem Vorjahreswert. Vergleichsweise
gute Bedingungen herrschten zur Erntezeit. Zwar konnte die Wintergerstenernte
auf Grund von Regenfällen nur mit Unterbrechungen eingebracht werden. Die Ernte
der später reifen Getreidearten verlief jedoch bei warmem und trockenem Wetter
im August ohne Komplikationen. Insgesamt
sind die Hektarerträge bei Getreide im Erntejahr 2012 gut ausgefallen. Im
Durchschnitt aller Getreidearten erreicht der Hektarertrag nach den bisher
vorliegenden Messungen 68,6 Dezitonnen und liegt damit um 6,2 Prozent über dem
Niveau des Vorjahres. Auch das langjährige Mittel (67,4 Dezitonnen pro Hektar)
wird überschritten. Regional gesehen ist die Ertragsentwicklung gegenüber 2011
im Norden und Osten günstiger verlaufen als in vielen Gebieten Süddeutschlands. Die
wichtigste Getreideart bleibt weiterhin Weizen. Davon wurden 22,5 Millionen
Tonnen geerntet beziehungsweise 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei
ansehnlichen Hektarerträgen des Winterweizens von 73,3 Dezitonnen pro Hektar
ist die etwas niedrigere Erntemenge auf die geringere Fläche zurückzuführen.
Die Roggenernte fällt 2012 mit 3,77 Millionen Tonnen reichlich aus. Sie liegt
damit etwa 50 Prozent über dem langjährigen Mittel. Sehr unterschiedlich
verlief hingegen die Entwicklung bei der Gerste. Während die Erzeugung von
Wintergerste mit 7,1 Millionen Tonnen erheblich zurückging (Minus 22 Prozent
gegenüber dem langjährigen Mittel), konnte sie aufgrund der Flächenausdehnung
bei der Sommergerste, die größtenteils als Braugerste verwendet wird, kräftig
gesteigert werden (Plus 40 Prozent). Der Körnermais fand gute
Wachstumsbedingungen vor; entsprechend sind die Ertragserwartungen für die
Ernte im Herbst. Die
Qualität des Brotgetreides ist insgesamt zufriedenstellend, auch wenn beim
Backweizen die nötigen Proteingehalte in manchen Partien nicht erreicht wurden.
Die Roggenernte ist von sehr guter Qualität. Für
die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geht die EU-Kommission von einer
knapp durchschnittlichen Getreideernte aus (279 Millionen Tonnen). Dies
entspricht dem langjährigen Mittel von 280 Millionen Tonnen. Preisbildung Für
die Preisbildung sind die Entwicklungen an den internationalen Märkten von
erheblicher Bedeutung. So hat unter anderem die dürrebedingte schlechte
Maisernte in den Vereinigten Staaten auch Auswirkungen auf die Preise anderer
Getreidearten. Derzeit liegen die Erzeugerpreise für die meisten Getreidearten
in Deutschland je nach Fruchtart um fünf bis zu 25 Prozent über dem
vergleichbaren Vorjahresniveau; eine Ausnahme bilden lediglich Roggen und
Braugerste, bei denen das hiesige Angebot relativ reichlich ausfällt.
Beispielsweise werden für Brotweizen rund 230 bis 240 Euro je Tonne erlöst.
Bei einem Rohstoffkostenanteil von unter fünf Prozent werden die
Verbraucherpreise für Brot und Backwaren von diesem Faktor allerdings kaum
beeinflusst. Im Unterschied zu Getreide sind Faktoren wie steigende
Energiepreise oder Arbeitskosten viel entscheidender für die Preisentwicklung
bei Brot und Brötchen. Winterraps Die
Erntemenge an Winterraps ist mit 4,8 Millionen Tonnen im Vergleich zu den
Erwartungen relativ hoch ausgefallen. Auf einer wegen Auswinterungsschäden
unterdurchschnittlichen Erntefläche wurde ein Hektarertrag von 36,9 Dezitonnen
erzielt, der damit auf dem Niveau des langjährigen Mittels liegt. Auf dem knapp
versorgten Markt heben sich die Preisnotierungen derzeit deutlich von denen des
letzten Jahres ab. Obst und Gemüse Die
Obsternte in diesem Jahr litt unter den Spätfrösten im zeitigen Frühjahr und
generell unter ungünstigen Witterungsbedingungen. So sind die Erträge bei
Erdbeeren, Äpfeln, Kirschen sowie Pflaumen und Zwetschgen unterdurchschnittlich
ausgefallen. Gleiches gilt auch für den Spargel. Die Erntemenge an Kartoffeln
wird in diesem Jahr flächen- und ertragsbedingt kleiner ausfallen als im
Vorjahr. Die Zuckerrüben versprechen guten Ertrag, wenn auch das
Vorjahresniveau nicht erreicht werden wird. Bei Wein lässt die bisherige
Entwicklung auf einen qualitativ guten Jahrgang hoffen. Auf
dem Grünland war der Ertrag des ersten Schnitts wegen Trockenheit oft
unterdurchschnittlich; die späteren Schnitte fielen besser aus. Insgesamt verfügen
die Futterbaubetriebe in der Regel über eine gute Versorgung mit Grundfutter.
Beim Silomais zeichnet sich erneut eine gute Ernte ab. Den
ausführlichen Erntebericht des BMELV gibt es im Internet unter www.bmelv.de/Erntebericht2012 Grafiken
zur Preisentwicklung und zu den Hektarerträgen nach Getreidearten finden Sie
unter www.bmelv.de/agrarmaerkte |